
Ehemalige Steinbrüche östlich von Frömern
Erdgeschichtliches Denkmal
Lagebeschreibung und Zugang
Der Steinbruch befindet sich 200 östlich des Dorfes, Richtung Ostbüren, innerhalb des “ Backenbergs“, am östlichen Ende eines länglichen Waldzuges. Entsprechende Parkmöglichkeiten sind in der näheren Umgebung gegeben, der Ort lädt jedoch auch zum „Anwandern“ durch das Waldstück Backenberg ein (übersetzt aus dem Niederdeutschen = Buchenberg) .
Die Kirchmauer, der Kirchturm in Frömern und z.Bsp. auch der Bismarckturm wurden aus dem Sandstein des Steinbruchs gebaut.
Am 06.10.2002 haben wir den „Tag des Geotops“ gemeinsam mit Mitarbeitern des geologischen Dienstes vorbereitet und durchgeführt. Bei dieser Gelegenheit wurde – dank einer Spende der Sparkasse – eine Messingtafel mit entsprechender Beschreibung aufgestellt.
Ein erneuter Besuch zum Tag des Geotops erfolgte am 15.09.2013. Bei der Gelegenheit wurde auch der Wanderweg der Geotope vorgestellt und mit sachkundiger Führung begangen. Auf dieser Strecke liegt ebenfalls ein skandinavischer Findling aus der Eiszeit. (Link zum Thema auf der Webseite des Heimatvereins mit Öffnen einer neuen Seite).
Die ehmaligen „Zechen Frohe Ansicht und Wilder Mann“, weitere Punkte entlang des Wanderweges, liegen auf Ardeyer Gebiet.
Bild_1: Wanderweg der Geotope, erstellt vom Förderverein Dorfgemeinschaft Ardey
Beschreibung des Frömerner Steinbruchs:
An dieser Stelle wurden vom 19. Jahrhundert bis 1969 Sandsteine für den Bau von Häusern, Kirchen, Brücken, Straßen, Grenzmauern und anderen Bauwerken gewonnen.
Die heute noch sichtbaren Reste der früheren Steinbruchwände geben einen Einblick in mehr als 310 Millionen Jahre Erdgeschichte.
Sandstein aus der Karbon-Zeit (Steinkohlenzeit, 310 Mio. Jahre)
Unten in den Steinbruchwänden ist ein Teil der hier abgebauten Sandsteinschicht zu sehen. Sie entstand während der Karbon-Zeit, als in einer weiten Küstenebene Sand- und Tonablagerungen mit großen Moorflächen abwechselten, aus denen dann später Sandsteine, Tonsteine oder Steinkohlenflöze wurden.
200 Mio. Jahre Festland
Gegen Ende der Karbon-Zeit wurden die abgelagerten Schichten zu einem Gebirge aufgefaltet, aus ihrer ursprünglichen Lagerung herausgehoben und durch Klüfte in mehrere Schollen zerlegt. Das Gebirge wurde aber schon bald wieder abgetragen und bis auf geringe Reste eingeebnet. Danach herrschte eine lange Festlandsperiode, aus der hier keine Gesteine überliefert sind.
Das Kreide-Meer hinterlässt seine Spuren
Über dem Sandstein liegen etwa 95 Millionen Jahre alte Grünsand-, Mergel- und Kalksteinschichten der Kreide-Zeit. Damals wurden Münsterland, Ruhrgebiet und der Norden des Sauerlands vom Meer überflutet. Der widerstandsfähige Karbon-Sandstein bildete eine Klippe im Kreide-Meer, die erst allmählich im Meer versank und mit Gesteinsablagerungen zugedeckt wurde.
Im nordöstlichen Steinbruchteil () liegt die Sandsteinoberfläche fast 10 m tiefer als im südöstlichen Teil (). Dort am Fuß der ehemaligen Klippe sind die ältesten Kreide-Schichten vorhanden während auf der Klippe mehrere, mit Kreide-Gesteinen verfüllte Strudellöcher zu sehen sind.
Eiszeitliche und nacheiszeitzeitliche Ablagerungen
Meist unter dem Waldboden versteckt ist an einigen Stellen über den Kreide-Schichten eine dünne Lage aus Schwemmlehm (umgelagerter Löss) zu erkennen. Sie stammt aus der ausgehenden Eiszeit oder Nacheiszeit und ist vermutlich nicht älter als 11000 Jahre.
Bild 2: Schnitt durch den Frömerner Steinbruch
Bild und Text: Dr. Martin Hiß, Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen
http://www.geodienst.de
http://www.gd.nrw.de
Literatur:
Geotope in NRW – Zeugnisse der Erdgeschichte ISBN 3-86029-966-2
Geologischer Dienst, Krefeld 2001
https://www.geopark.ruhr/standorte/geotope/steinbrueche-froemern/
Bild 3: Tag des Geotops am Frömerner Steinbruch
Bild 4: Steinbruch nach dem Winter, mit Wasser gefüllt. Bis zu den 70er Jahren wurde dieser im Winter auch für das Eislaufen genutzt.
Zwei Findlinge und eine Überlaufrinne
(53. Heimatkundlicher Spaziergang)
Ein Findling ist ein großer Gesteinsblock, der durch Eismassen vom Ursprungsort bis zum Fundort transportiert wurde. Der ca. 1 m lange Findling nahe des Hofes Haßlei ist vermutlich vor 150 000 Jahren aus Schweden nach Frömern gekommen. Dabei legte er ca. 1.300 km zurück, getragen vom Eis. Als der Steinblock 1952 im Boden sichtbar wurde, zog ihn der Grundstückseigentümer 50 m weit aus dem Ackerland an den Wegrand. Der Findling gehört zu den metamorphen Gesteinen. Er ist ein Biotit-Amphibolit und besitzt ein geschätztes Gewicht von 0,8 t.
Bild_5: Findling Hof Haßlei
1957 wurde der Stein als Naturdenkmal ausgewiesen. Seit 2002 ist er durch eine Plakette gekennzeichnet, die vom Heimatverein Frömem angebracht wurde. In der Liste der Geotope des Geologischen Dienstes von NRW führt der Stein die Kennzeichnung GK-4412-007. Besonders wird hervorgehoben, dass der Findling einer der am weitesten südlich abgelagerten sei, der an seinem Fundort belassen wurde. Auch im Geopark Thernenheft Nr. 1 „Eiszeit im Ruhrgebiet“ wird dieser Findling erwähnt, allerdings mit der Übertreibung, dass er südlich der Ruhr läge. Die Ausweisung als Naturdenkmal wurde im Zuge der Aufstellung des Landschaftsplanes Fröndenberg aufgehoben.


Findlinge am Hof Plaas-Beisemann
Auf einer Fläche nördlich des Haarweges in Frömern, die dem Landwirt Plaas-Beisemann gehört, wurde bei Erdabgrabungsarbeiten im Jahre 2007 durch die Firma Balster ein Findling freigelegt, der vermutlich für Frömern und Umgebung zu den größten gehört, die bisher gefunden wurden. Der Grundstückseigentümer ließ den Stein zur Hofstelle nach Strickherdicke bringen. Jetzt schmückt dieser Findling die Hofzufahrt. Der Eigentümer schätzt das Gewicht des Steines auf ca. 3 t. Vom Material her gehört dieser Findling zu den Graniten. Er stammt vermutlich aus dem Raum Nordschweden-Ostseeraum-Südwestfinnland.
Bild 6: Findling Plaas-Beisemann
Die Überlaufrinne
Die Liste der Geotope des Geologischen Dienstes von NRW führt diese Schmelzwasserüberlaufrinne unter der Bezeichnung GK-4412-008 und nennt sie „Überlaufrinne zwischen Landwehr und Frömern“. Beschrieben wird sie wie folgt: „In einer rinnenartigen Depression (Senke) unmittelbar an der Kuppe des Haarstrangs finden sich (neben älteren Terassenschottern, vgl. 4412-005) einzelne nordische Geschiebe (Granite etc.) bis etwa Kopfgröße.
Bei dem Vorkommen soll es sich um eine so genannte Überlaufrinne handeln, in der glaziale Schmelzwässer, die aus dem unmittelbar nördlich gelegenen Saale-Inlandeisgletscher austraten und über den Haarstrang nach Süden der Ruhr zuflossen.
So dürfte auch Objekt 4412-007 in direktem Zusammenhang mit der Rinne stehen.“ Der Haarstrang hat hier eine Höhe von 202 m über NN, und Schmelzwasser soll hier übergetreten sein. Im Osten von Opherdicke, auf einer Passhöhe von 182 m über NN gelangte sogar eine Gletscherzunge über den Haarstrang ins Ruhrtal.
05.07.2014, Johannes Grasse