Die Eiszeit in Frömern

2. Allgemeines zur Eiszeit
Das Eiszeitalter begann vor ca. 2,3 Millionen Jahren mit einer deutlichen Klimaverschlechterung.
Es endete vor 10 300 Jahren. Der Klimaverlauf des Eiszeitalters ist durch einen mehrfachen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten gekennzeichnet.
Die genauen Ursachen für die starken Klimaschwankungen mit grimmigen Eiszeiten und milden Warmzeiten sind bisher nicht bekannt. Diskutiert werden
– Schwankungen der Sonnenstrahlung
– periodische Schwankungen in der Stellung der Erdachse
– geringe Durchlässigkeit der Lufthülle durch globalen Vulkanismus – Veränderungen in der Zirkulation von Meeresströmungen
– Schwankungen der Wärmeabgabe aus dem Erdinnern.
Vorstellbar ist auch, dass eine Kombination verschiedener Ursachen die Klimaschwankungen im Eiszeitalter bewirkten. In den Kälteperioden war es auf dem Festland um etwa 10° bis 15°C im Durchschnitt kälter als heute.
Während des Eiszeitalters entwickelten sich in verschiedenen Gebieten der Erde mächtige Vergletscherungen und ausgedehnte Innlandeismassen. Das Hauptzentrum der europäischen Vereisung lag in Skandinavien. Von dort sind die Eismassen nach Südosten, Süden und Südwesten vorgedrungen. Der norddeutsche Raum wurde nachweislich dreimal vom Eis überfahren. Diese Perioden erhielten die Bezeichnung Elster-, Saale- und WeichselVereisung. Aus Abbildung 1 geht hervor, wie lange diese Kaltzeiten zurückliegen und wie lange sie etwa dauerten. Die Westfälische Bucht ist aber wahrscheinlich nur während der Saale-Eiszeit vom Eis bedeckt gewesen.
2. Die Saale-Eiszeit erreicht den Haarstrang
In der Saale-Eiszeit lag über Skandinavien ein Eisschild von vermutlich bis 3000 m Höhe, und die Gletscher rückten weit nach Mitteleuropa vor. Die größte Eisbedeckung in der Anfangszeit der Saale-Eiszeit wird als Drenthe-Stadium bezeichnet nach der niederländischen Landschaft Drenthe. Die Eisbedeckung im Drenthe-Stadium fand in Phasen statt. Geologen haben drei Hauptvorstöße der Eismassen erkannt, die nacheinander und teilweise aus verschiedenen Richtungen in die Westfälische Bucht eindrangen. Der erste Vorstoß hat die gesamte Westfälische Bucht überfahren und reichte im Süden bis an den Haarstrang. Der Haarstrang bildete für das vorrückende Eis ein natürliches Hindernis. Das Schmelzwasser floss zunächst zwischen Eisrand und Haarstrang nach Westen ab. Der dritte Eisvorstoß hat vermutlich für unseren Raum die maximale Vereisung gebracht. Die Schmelzwässer ergossen sich den Südhang des Harrstrangs hinab ins Ruhrtal.
Von dem bei Essen liegenden Gletscher im Westen und dem Dortmunder Gletscher im Norden am , Abfluss gehindert, staute sich das Wasser zu einem Schmelzwassersee, der das Ruhrtal bis 280 m Höhe über NN aufüllte.
Die Abbildung 2 zeigt ein Nord-Süd-Profil des Haarstrangs durch Frömern.
So könnte es zur Zeit der maximalen Vereisung ausgesehen haben. Zwischen Frömern und Holzwickede gelangte eine Gletscherzunge über den Haarstrang. Aus der Gletscherzunge brachen Eisberge heraus, die auf dem See trieben. Die Abbildung 2 wurde gefertigt in Anlehnung an eine Abbildung in dem Buch „Schwerte 1397-1997“ (S. 39). Nach dem Zurückweichen des Essener Gletschers wurde der Ruhrabfluss wieder frei und die Eisschollen sanken auf die Landoberfläche ab und hinterließen ihre Spuren.

3. Zeugen der Vereisung
Anzeichen für eine ehemalige Vereisung sind auch heute noch erkennbar.
Abb 3: Das vordringen der Gletscher während der 3.Saale-Eiszeit
Die Gletscher lagerten den mitgeführten Gesteinsschutt in Form von Moränen ab. Ihr Vorkommen zeigt, wie weit die Eismassen einst vorgedrungen sind. Andere Zeugen der Eiszeit sind Lößbildung, Entstehung von Sanddünen, Veränderung von Tälern oder Gletscherschrammen.
Die aus Nordosten vordringenden Eismassen schürften aus dem Untergrund der überfahrenen Gebiete (Skandinavien, Ostseeraum, Norddeutschland) Lockermaterial und feste Gesteine auf und schleppten sie mit sich. Diese Mischung von Ton, Schluff, Sand, kleineren und größeren Steinen bilden im allgemeinen die ungeschichteten Grundmoränen. Die Endmoränen entstanden vor dem Eisrand, wenn der Eisnachschub und das Abschmelzen im Gleichgewicht waren. Größere Blöcke kommen in ihnen häufiger vor.
Die kleinen und großen Steine nennt man Geschiebe. Die Geschiebe unterscheidet man nach der Gesteinsart und nach dem Herkunftsgebiet. Großgeschiebe bezeichnet man als Findling.
4. Geologische Spuren in Frömern
Geschiebe, bis zur Größe von Findlingen, wurden und werden heute noch häufig in Frömern gefunden. Überwiegend dürfte das nordische Geschiebe aus Ostfennoskandien (Nordschweden- Ostseeraum- Südwestfinnland) stammen. Eine von Geologen durchgeführte Zählung kristalliner Leitgeschiebe nördlich von Bausenhagen erbrachte einen 84%-Anteil aus diesem Gebiet. Die restlichen 16% kamen aus Südschweden und Bornholm hierher. Für Frömern liegt eine derartige Untersuchung nicht vor. Vermutlich würde sie ähnlich wie in Bausenhagen ausfallen. Bei den gefundenen Findlingen handelt es sich meist um Granite.
Aus einer Befragung verschiedener Landwirte ergibt sich folgende räumliche Verteilung: Zahlreiche Geschiebe fand man in der Nähe von Hof Pante (nordöstlich, östlich und südlich davon), zum Haarweg hoch nimmt das Geschiebe ab. Westlich der Eisenbahnlinie wurde ebenso häufig Geschiebe festgestellt. Aber auch südlich der Wasserscheide -südwestlich des Spitts– konnten noch Findlinge entdeckt werden. Dadurch wird die Aussage, dass eine Gletscherzunge zwischen Frömern und Holzwickede den Haarstrang überschritten hat, gestützt.
Abb. 4: Fundorte von Findlingen in Frömern, gedachte Gletscherfront einskizziert
Heimatverein Frömern, 8. Juli 2004
Johannes Grasse
Lit.-Nachweis:
K.Skupin, E.Speetzen, J.G.Zandstra; Geologisches Landesamt NRW; Krefeld 1993: Die Eiszeit in Nordwestdeutschland; ISBN 3-86029-924-7
Stadt Schwerte: Schwerte 1397-1997; Eine Stadt im mittleren Ruhrtal und ihr Umland; Essen 1997; ISBN 3-88474-492-5
