Die Bruchstein- und Trockenmauern Frömerns
Heimatkundlicher Spaziergang vom 06.09.2003
1. Vorspann
Allgemeines Frömern hat deutlich sichtbare Vorkommen von Sandsteinen in und um vorhandene(n) Gebäude(n). Dies ist zum großen Teil mit den naheliegenden Steinbrüchen im Übbingsen und ergiebigen, Oberflächen-nahen Vorkommen von Sandstein aus der Karbonzeit zu begründen. Dort wurde bis in die 1960er Jahre Sandstein gebrochen (heute Frömerner Straße, ca. 500m östlich des Dorfes am Wege-Eingang zum Backenberg). Fachwerkhäuser, soweit in Frömern noch vorhanden, gründen bzw. gründeten in der Regel auf Fundamenten und ungeheizten Kellergeschossen aus Sandsteinen. Dies führte zu feuchtkalten Kellern, häufig noch mit Ake (Sammelrinne) zum Abfließen eindringenden oder kondensierendes Wassers. Möhren, Äpfel und Kartoffeln waren / sind in diesem Klima lange und gut haltbar. Gebäude, z.B. unsere Johanneskirche, wurden kpl. aus Sandstein gebaut. Letzter Neu- und Umbau der Kirche im Jahre 1876 erfolgte jedoch mit Steinen aus Wrexen, die mit der Bahn nach Fröndenberg oder Langschede transportiert wurden. Typische Trockenmauern finden sich häufig zum Abfangen von Erdreich oder zur Abgrenzung von Grundstücken. Die Frömerner Kirchmauer an der Von-Steinen-Straße ist ein Beispiel dafür. Sie wurde in jetziger Höhe zur Erweiterung des ehemaligen Totenhofes errichtet, des Friedhofs rund um die Kirche. In letzter Zeit wurden auch neuere Mauern aus Sandstein gebildet, häufig jedoch mit Mörtelbindung. Hierdurch ist das Leben in und um solche Mauern stark ggü. dem in einer Trockenmauer eingeschränkt.
2. Bauweise – Unterschiede
Die Trockenmauer
Sie zeichnet sich durch eine mörtelfreie Schichtung von Bruchsteinen aus. Ursprünglich wurde diese zum terrassieren von Weinbergen genutzt, später auch zum Abfangen von Erdmassen oder zum Stützen von Böschungen. Die Verwendung von Natursteinen aus umliegenden Steinbrüchen war und ist hierbei üblich.
Bruchsteinmauer
Sie unterscheidet sich zur Trockenmauer durch ein Mörtelbindung in einem Fundament oder einer Gebäudemauer, auch Grenzmauer, mit unterschiedlichen Fugenmustern und Steintypen. Es werden Natursteine unterschiedlicher Fertigungsart hierzu verwendet, in Form von z.B. Schneiden, Bossieren oder Spalten.
Der Steinwall oder die Schüttsteinmauer
hat seinen/ihren Ursprung als Abtrennung von landwirtschaftlich genutzten Flächen durch Anhäufung von Lesesteinen. Diese sind in Frömern kaum oder nicht zu finden. Die wenigen Findlinge oder Geschiebe von den Feldern finden sich meist auf und um die Höfe der jeweiligen Landwirte.
3. Bauanleitung für eine Trockenmauer
Die Planung erfolgt mithilfe einer Schablone und / oder eines Schnurgerüstes für Breite und Höhe (nicht auf den Zentimeter genau. Hierdurch können leicht der Verlauf, die Höhe und die Lage zum Hang vorgegeben und das spätere Profil auf hinreichend Freirau geprüft werden. Einige Pfähle, Latten, Nägel und eine Maurerschnur reichen hierfür aus. Die Schnur wird alle paar Lagen in der neuen Höhe gespannt und so mit nach oben genommen.
Die Trockenmauer besitzt kein Fundament im herkömmlichen Sinne. Die unterste Schicht wird entweder auf festem, gewachsenem Boden oder auf verdichtetem Schottersandgemisch errichtet. Die Fundamentsohle soll etwa 30 cm unterhalb der Erdoberfläche liegen und bereits die angestrebte Neigung von etwa 10 bis 20 % gegen den Hang aufweisen. Generell sollte die Stärke der Mauer etwa 1/3 ihrer Höhe betragen. Dies ergibt bei einer Höhe von 120 cm eine Fundamentbreite von ca. 40 cm. Jeder einzelne Stein muss satt und wackelfrei aufliegen und möglichst enge Fugen zum Nachbarstein bilden. Gesetzt wird immer in der natürlichen Lagerrichtung, also nie senkrecht zur Gesteinsschichtung. Die Steingröße sollte von unten nach oben abnehmen.
Für eine ausreichende Stabilität sorgt ein Überbinden der Stoßfugen und durch sogenannte Durchbinder oder Ankersteine, das heißt möglichst große Steine, welche die Mauer in ihrer ganzen Breite durchdringen. Nach Möglichkeit sollen pro Lagerschicht mehrere solcher Steine eingebaut werden. Die Hintermauerung setzt hinter der Sichtreihe an. Sie erweitert die Breite der Mauer und sorgt für deren Stabilität. Als Material hierfür können grobe unbehauene Steine verwendet werden. Die Hintermauerung wird gleichzeitig mit der Frontseite hochgezogen. Verbliebene Hohlräume werden mit kleinen Steinen ausgefüttert und mit Erde angefüllt. Bei schweren Böden ist eventuell eine Kiesdrainage hinter dem Mauerwerk angebracht. Als Ecksteine verwendet man am sinnvollsten große schwere Steine. Den oberen Abschluß können z. B. dünnere große Platten (ca. 3 bis 5 cm), welche die Mauer in ihrer ganzen Breite mit etwas Überstand abdecken, bilden. Eine andere Möglichkeit sind dickere Abdecksteine, die ohne Überstand aufgemauert oder aufgelegt werden. Dies verhindert ein sogenanntes Auffrieren im Winter und erhöht die Lebensdauer der Mauer. Viel Freude beim Selbermachen und beim lebenslangen Stolz-darauf-Sein.
4. Bruchsteinarten
Ökologisch vernünftig ist die Verwendung naher, heimischer Bruchsteine wegen des Aufwandes für den Transport. Dies sind aus geologischer Kenntnis der Gegend Steine der Werkstoffgruppe 5, Sandstein, Grauwacke oder Quarzit. Der Volständigkeit halber sind die anderen Werkstoffgruppen: Werkstoffgruppe 1: Granit, Granodiorit, Diorit, Gabbro Werkstoffgruppe 2: Alkalibasalt, Basalt, Diabas, Rhyolith, Trachyt, Tuffstein Werkstoffgruppe 4:: Kalkstein, Dolomitstein
5. Lieferanten
Informationen und Dienste siehe gelbe Seiten, Google oder auch https://www.geodienst.de/
6. Fauna und Flora, Mikroklima
Je nach Standort der Mauer und nach Lage innerhalb der Trockenmauer gibt es sehr unterschiedliche Klimate, die jeweils von Tieren und Pflanzen unterschiedlichen Anspruchs besetzt und genutzt werden. Die unteren Bereiche sind oft feucht/schattig und bilden die Ablaufzone für das hangseitige Oberflächenwasser während die oberen Bereiche oft trocken und warm sind und somit karg. Die Steine wirken als Wärmespeicher.
Tiere in und an der Trockenmauer:
Kröten, Blindschleichen, Mauer- und Zauneidechsen, seltene Insekten, z.B. Käfer, Solitär- und Wildbienen, Grabwespen sowie verschiedene Spinnenarten, Ameisen
Pflanzen auf und in der Trockenmauer:
Blau- und Grünalgen Rispengras, Finger- Steinbrech, Flechten, meist Krustenflechten (Selbstansiedler), als Farne die Mauerraute und der braunstielige Streifenfarn, Fetthenne, Dachwurz , Tüpfelfarn, Lerchensporn, Schöll- und Zimbelkraut, Steinkraut, Hauswurz, Ginster, Steinbrech, Lein, Glockenblume, Seifenkraut, Sonnenröschen. Ca. 60% der Fortpflanzung der Pflanzen wird durch den Eiertransport der Ameisen erledigt. Die Sporen hängen sich an.
7. Vorkommen in Frömern
Entdecke selbst oder siehe unter Wanderungen
H1 – Historische Trockenmauern
H2 – Historische Bruchsteinmauern
N1 – Neuere Trockenmauern
N2 – Neuere Bruchsteinmauern
S – sonstige Steinmauern / Steinwälle
Heimatverein Frömern, im August 2003, Heiner Lange