60 Jahre Frieden

Das Ende des zweiten Weltkrieges in und um Frömern.

Ein Spaziergang entlang der Orte des Geschehens von März bis September 1945

 

Der Spaziergang geht entlang der Familien, Häuser und Gebäude, die in den Aufschreibungen von Wilhelm Haumann und Hanna Sybrecht aufgeführt wurden. Da der Spaziergang mit der obigen Überschrift bereits im Jahr 2005 erfolgte, dürfen wir heute weitere Jahre Frieden hinzu rechnen. Das ist ein großes Geschenk. Die Erzählungen und Aufschreibungen sollen unseren Kindern und Enkeln begreiflich machen, was Krieg auch hier in Frömern bedeutet bzw. bedeutet hat. Gern geben wir das Geschenk „Frieden“ an diese weiter, wenn uns das Bewahren gelingt. Die Erinnerung, aufgeschrieben von Zeitzeugen, soll dabei helfen.

Die allgemeine Situation: Amerikaner und Briten sind über den Rhein gekommen, haben Teile des Ruhrgebietes eingenommen und bilden einen Kessel, an beiden Flanken von Süden und Norden. Die Menschen leben in Angst vor Tieffliegern und Bomben. Seit Tagen schon ziehen fast ununterbrochen große Trecks Ausländer durchs Dorf, die durch den nicht völlig geschlossenen Ring zwischen Hamm und Lippstadt durchgeschleust werden sollen (Anm.: wahrscheinlich Kriegsgefangene, Fremd- bzw. Zwangsarbeiter). Aber es ist bereits zu spät, die ungeheuren Massen stauen sich im Kreis Unna.

Pfarrhaus: Seit dem 15. März 1945 ist die deutsche Wehrmacht in Frömern einquartiert. Die Schreibstube der Wehrmacht ist im Konfirmandenraum. Viele Truppen durchziehen das Dorf auf dem Rückzug vor den nahenden Aliierten Streitkräften, Amerikaner und Engländer, wenige Belgier.

 

Bild: Pfarrhaus

 

Kirche:

Pfarrer Wilhelm Sybrecht, bis zum 01.10.1932 auch Superintendent des Kreises Unna, ruft im Gottesdienst am Sonntag vor der Wahl 1933 zur Wahl der NSDAP und Adolf Hitlers auf: Er sei „ein Mann der Tat und von Gott gesandt“. Reaktionen der Gottesdienst-Besucher folgen mit tumultartigen Szenen: „Wenn der man nicht ein Mann des Teufels ist!“ Am 05.03.1933 wählen 80.9% Frömerner die Nationalsozialisten. Am 01.04.1934 erfolgt – nach 45 Dienstjahren in Frömern – die Versetzung Pfarrer Sybrechts in den Ruhestand.

 

Bild: Pfarrer Sybrecht

Pfarrer Ernst-Albrecht Bartels

aus Nachrodt stammend, wird am 06.05.34 als neuer Pfarrer in Frömern eingeführt. Er ist / wird Anhänger und Verfechter der bekennenden Kirche, was am 22.05.1934 auch innerhalb der Gemeinde zur Erklärung des Presbyteriums zur bekennenden Kirche führt. Ärgernis bereiten die zum Gottesdienst konkurrierenden Veranstaltungen der Hitlerjugend. Pfarrer Janzen wird sich später über Fußball und sonstige öffentliche Aktivitäten parallel zum Gottesdienst beschweren. Streit der Kirchenmitglieder mit RAD-Leuten, weil diese grölend durchs Dorf und zur benachbarten Gastwirtschaft Kötter zogen, war gang und gäbe. Im Januar 1939 wird Pastor Bartels zum Militär eingezogen. Nach einer schweren Verletzung in Oberitalien reißen alle Spuren ab – bis im Jahr 1959 das Grab am Gardasee gefunden und er anhand der Erkennungsmarke identifiziert werden konnte. Frau Wanja Bartels und Schwester Hanna Sybrecht kümmern sich in der Vakanzzeit um Kranke und Verletzte, nicht nur aus der Gemeinde.

 

 

Bild: Ernst-Albrecht Bartels